Von Franca Siegfried ‒ 23. März 2023
«Möge das Zolliker Dorfzentrum zu einem Ort der unvergesslichen Begegnungen werden», schreibt die Schweizerische Kreditanstalt, die spätere Credit Suisse, in der Festschrift zur Einweihung des Gemeindesaales im Juni 1988. Nach einer Leidenszeit von 50 Jahren feierte Zollikon den neuen Dorfplatz. Im September 2020 verschwand die Credit Suisse durch das bankinterne Schrumpfprogramm. Seither stehen die zwei Stockwerke leer.
Zollikerinnen und Zolliker sorgen sich ernsthaft um ihren Dorfplatz – obwohl sie an der Stadtgrenze leben und mit der Migros-Filiale kaum ernsthafte Versorgungsengpässe befürchten müssten. Seit einigen Jahren findet jedoch ein Umdenken statt. Lebensqualität hat nicht nur mit Panoramablick, geheizten Tiefgaragen und komfortablen Wohnräumen zu tun, sondern auch mit sozialen Orten im öffentlichen Raum in unmittelbarer Umgebung. Das zeigte etwa eine Studie der Ostschweizer Fachhochschule vor drei Jahren. Ihr Fazit: Orte der Begegnungen entstehen in einem Netzwerk aus Zivilgesellschaft, Verwaltung und lokalen Unternehmen. Diese Entwicklung haben die Besitzer der leerstehenden Immobilie am Dorfplatz wahrgenommen. Nach dem Absprung der Mieterin Credit Suisse suchte die Familie Haas den Austausch mit der Gemeinde, im Wissen, dass das Haus im Herzen eines sozialen Ortes steht. Auf der Suche nach Lösungen fand kürzlich ein Gespräch mit dem verantwortlichen Gemeinderat Dorian Selz statt.
Peter Haas: Ich bin in Walliswil östlich von Wangen an der Aare im Berner Mittelland aufgewachsen. Mit heute rund 600 Einwohnern gehört das Dorf zu den kleinen Gemeinden des Kantons – ich kenne und schätze das dörfliche Leben.
Ich muss betonen, dass der Besitz dieser Immobilie eine Familienangelegenheit ist: Meiner Mutter, meiner Schwester, meinem Bruder und mir gehören je einen Viertel der Liegenschaft. Wir halten die Immobilie im Miteigentum.
Mein Bruder ist für technische Fragen zuständig, meine Schwester ist in Kontakt mit der Liegenschaftenverwaltung und ich, der Jüngste, kümmere mich um die Kommunikation. Unsere Mutter entlasten wir, sie ist im fortgeschrittenen Alter. Wir binden sie aber in unsere Diskussionen ein.
Eine offene Diskussion war uns wichtig – mit Behörde und Nachbarn. Daher haben wir bereits vor Covid auch mit der Migros gesprochen, einer Mieterin von uns. Dabei wurde erwähnt, dass möglicherweise der Zopf-Beck neben ihre Filiale einziehen könnte. Alle sahen darin eine Chance, und jetzt ist sogar die Baubewilligung für den Umbau durch.
Details darf ich nicht verraten, das liegt in der Kompetenz des neuen Mieters. Aber ich habe einige Visualisierungen des Architekten gesehen. Zum Ladenlokal gehört auch ein modernes, helles Café. Es werden, sofern die Gemeinde dem zustimmt, sogar Tische vor dem Geschäft stehen. Zollikerinnen und Zolliker werden hoffentlich künftig bei schönem Wetter Kaffee mit Kuchen draussen geniessen.
Die Verwaltung ist in Verhandlungen mit möglichen Mietern. Deshalb möchte ich nicht mehr dazu sagen. Wir glauben, dass es gut wäre für das Dorfleben, ein zusätzliches Retailgeschäft, einen sogenannten Einzelhändler, in diesen Räumlichkeiten zu haben. Wie gesagt, es laufen Verhandlungen, es ist nichts unterschrieben, auch liegen die notwendigen Bewilligungen nicht vor. Alles weitere werden wir sehen.
Nein, auch wir sind darauf angewiesen, dass die Liegenschaft Gewinn abwirft. Nur so ist es uns möglich, nachhaltig in die Bausubstanz zu investieren. Heute müssen viele Gebäude saniert werden, um den CO2-Ausstoss zu reduzieren oder sogar CO2-neutral zu werden. Das dazu benötigte Kapital muss zuerst erwirtschaftet werden. Das geht in den Diskussionen manchmal etwas unter.
Wir müssen in naher Zukunft die Ölheizung ersetzen. Mit Gemeinderat Dorian Selz haben wir über einen möglichen Anschluss an den Energieverbund Lengg gesprochen. Das ist eine interessante Option. Es gibt weitere Überlegungen: Wie kann zum Beispiel das Flachdach optimal in die Energieversogung des Gebäudes einbezogen werden.
Unsere Mutter Maritta ist an der Freiestrasse im Quartier Hottingen aufgewachsen. Ihre Tante Claire Schmutz war die Lebenspartnerin von Metzger Karl Ilg, dem Besitzer des Restaurants Rössli. Von der Grosstante Claire haben wir die Zolliker Immobilie geerbt; sie hatte diese zuvor von Karl Ilg geerbt
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Eine Antwort
das sind noch Vermieter mit Anstand und Herz. An solchen Menschen und Familien sollten sich viele ein Beispiel nehmen .
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