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Ende der Anonymität?

Von Franca Siegfried ‒ 13. April 2023

Die Schule Rüterwis kommt noch nicht zur Ruhe. Jetzt spricht eine langjährige Lehrerin über ihre persönlichen Beobachtungen.

Blick hinter die Fassade – im Schulhaus Rüterwis müssen noch einige Wogen geglättet werden. (Bild: cef)
Blick hinter die Fassade – im Schulhaus Rüterwis müssen noch einige Wogen geglättet werden. (Bild: cef)

«Wir bemühen uns alle, den Schulalltag aufrecht zu erhalten, uns auf die Kinder zu konzentrieren und versuchen, optimistisch in die Zukunft zu schauen», sagt die Lehrerin. Sie gehört zum Team von Rüterwis. Sie spricht beim Treffen mit dem Zolliker Zumiker Bote über ihre persönliche Wahrnehmung, weiss jedoch aus vielen Gesprächen im Team, dass sie damit nicht alleine ist. Zumal sie die Krise nicht verschweigt. «Noch sind wir mitten in der Krisenintervention. Die Verbesserung der Situation gestaltet sich schwierig, da viele gekündigt haben.» Die Lehrerin erwähnt eine weitere ­Misere: «Jetzt ploppen Medienmeldungen auf, das ist eine zusätzliche Belastung.» Sie fühle sich den ­Medien ausgeliefert. Das Schlimmste sei für sie, dass alles anonym geschehe. Man wisse nicht genau, wer dahinterstecke, das bedeutet auch, dass man nicht mehr wisse, wem man noch trauen darf.

Gesetzliche Machtverhältnisse

Konflikte am Arbeitsplatz sind menschlich. Es geht um Meinungsverschiedenheiten, Streitigkeiten um Macht oder empfundene Ungerechtigkeiten. Eine oder mehrere Lehrpersonen versuchten ihre Konflikte zu schlichten. Was schwierig ist. In der Organisation einer Schule gelten gesetzliche Machtverhältnisse. Deshalb lässt sich nicht wegen persönlichen Befindlichkeiten ein Organigramm verändern; Anpassungen in Alltagsstrukturen sind kaum realisierbar – bei Uneinigkeiten kann nur eine Krisenintervention Klarheit schaffen. In den 1990er-Jahren war es Mobbing, in der Digitalisierung sind es Cybermobbing, Shitstorms und Hate Speech. Im Fall Rüterwis wollten einige ihre Unzufriedenheit an die Öffentlichkeit tragen, um einen gewissen Druck auf Leitung und Schulpflege aufzubauen. Eltern wurden mobilisiert, die sich mit den Lehrpersonen solidarisierten.

Aus Krisen lernen

Lehrpersonen sind gesetzlich verpflichtet, grundsätzlich alles im Zusammenhang mit ihrer Arbeit Gehörte, Gesehene und Gelesene vertraulich zu behandeln. Indem sie gegen ihre Schweigepflicht schulinterne Informationen öffentlich verbreiten, geraten sie in einen rechtlichen Konflikt. Regionale und nationale Medien griffen das Thema auf: Tages-Anzeiger, Zürichsee Zeitung, 20-Minuten, Blick und Nachrichtenportal Nau, alle haben das Online-Magazin Zolliker News zitiert. Ihr Credo: «Autoritärer Führungsstil, schlechte Kommunikation. In der Schule Rüterwis im Zollikerberg herrscht dicke Luft. Nun wirft ein Drittel der Lehrpersonen den Bettel hin.» Eine medienwirksame Headline: «Es schadet unserer Schule, unseren Kindern. Wir versuchen ruhig zu bleiben.

Bis zu den Sommerferien wird sich ­jedoch die Situation kaum entspannen können», sagt die Lehrerin. Sie will nicht mehr über den Systemwechsel mit Schulleitung und Leitung Bildung sprechen. Es sei zu einfach, die aktuelle Krise einzig als Fehler in der Kommunikation zu sehen. Der Generationenwechsel im Rüterwis sei schon seit Jahren im Gange, mit der aktuellen Schulleitung habe dies wenig zu tun. Die Lehrerin meint, das werde sich zum Positiven verändern, man könne aus Krisen lernen. Unruhe bei Systemwechsel gebe es auch in der Privatwirtschaft. «Das gehört zum Leben. Wichtig ist mir, dass wir nicht vergessen, was wir in den letzten Jahren im Rüterwis erreicht haben.» Sie berichtet über das 4-Jahres-Schulprogramm: Schnee- und Sporttag, Lesenacht, Schulhaussingen. «Schade ist, dass Kolleginnen und Kollegen frisch vom Studium in eine solch turbulente Situation geraten.»

Am 4. April ging eine Beschwerde, unterschrieben von einem Organisationskomitee «OK Eltern Rüterwis» an den Gemeinderat Zollikon. Dieses bekam den Hinweis, dem Gemeinderat stehe keine Aufsichtsfunktion zu, sondern dem Bezirksrat Meilen und der kantonalen Bildungsdirektion. Also verfasste das OK zuhanden der Bildungsdirek­tion ein weiteres Schreiben über das «jämmerliche Versagen der Schulpflege, Leitung Bildung und der Mediation». Darin wird eine anonyme Person über deren Kündigungsgrund mit dem Hinweis ­zitiert: «Glücklicherweise haben sich nicht alle Lehrpersonen an die Vorgaben gehalten.» Online sammelt das OK «die Namen aller Mütter, Väter und Erziehungsberechtigten, welche sich gegen die traurigen Umstände wehren». Und schreibt dazu: «Bruno Baeriswyl, ehemaliger Datenschutzbeauftragter des Kantons ZH, teilt uns im Übrigen mit: Weil dies keine Aufsichtsbeschwerde ist, hat die Bildungsdirektion keine Rechtsgrundlage, Namen herauszugeben.»

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3 Antworten

  1. Werte Frau Sigfried,

    Sehr trauriger Artikel. Ihre Quelle ist auch anonym, oder?
    Wie repräsentativ ist sie?
    Die Person welche Sie zitieren ist nicht anonym und hat den Eltern direkt informiert.
    Ich glaube Sie sollten sich besser informieren.

    Freundliche Grüsse

    Carlo Rabaiotti

  2. Ich war bis letzten Sommer auch als langjährige Lehrerin (über 30 Jahre) im Rüterwis tätig. Diese Entwicklung stimmt mich sehr traurig, da ich mich immer noch mit dieser Schule identifiziere. Schon letzten Herbst habe ich diese Kündigungswelle kommen sehen. Wenn immer mehr KollegInnen krank geschrieben werden (ich weiss von 5 Personen), weil sie einfach die Situation rund um Schulleitung und Leiter Bildung nicht mehr ertragen können, ist eine Kündigung leider, auch für KollegInnen welche ausharrten schlussendlich die einzige Möglichkeit. Einige wären gerne an der Schule geblieben, da sie die Zusammenarbeit mit dem Kollegium, den Kinder und den Eltern schätzten. Eine Krisenintervention, welche von der Leitung angestellt wird, handelt wahrscheinlich auch in deren Sinne. Wie die SL an einer Sitzung sagte, wem es nicht passe, könne gehen, so ist es nun geschehen. Nun wird wohl abgewartet, bis Gras über die ganze Situation gewachsen ist, die kritischen Stimmen sind nun ja weg.

    1. Liebe eva, angesichts der diversen Grammatik-, Satzzeichen- und Wortwahlfehler in Ihrem Beitrag ist es offensichtlich zum Besten der Kinder, dass Sie nicht mehr als Lehrerin tätig sind. Oder sind Sie vielleicht gar keine ehemalige Lehrerin (in der Generation beherrschte man die deutsche Sprache üblicherweise noch), sondern einer der Trolle, die hier eine Kampagne fahren?

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