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Nachgefragt: Der Flughafen und das Recht auf Nachtruhe

Von Aline Sloksnath ‒ 31. August 2023

Nach dem Zürcher Regierungsrat und der Kommission für Energie, Verkehr und Umwelt hat am Montag auch der Zürcher Kantonsrat dem Vorhaben zugestimmt, die Westpiste 28 und die Nordpiste 32 am Flug­hafen Zürich zu verlängern – zugunsten von mehr Sicherheit, geringeren Verspätungen und weniger Nachtflügen. Dazu einem minimierten Fluglärm, entlastend für die Gemeinden südlich des Flughafens – darunter Zollikon und Zumikon.

Der Kantonsrat Zürich sagt knapp Ja zu den geplanten Pistenverlängerungen am Flughafen Zürich. (Bild: Flughafen Zürich AG)
Der Kantonsrat Zürich sagt knapp Ja zu den geplanten Pistenverlängerungen am Flughafen Zürich. (Bild: Flughafen Zürich AG)

Nachgefragt bei Sascha Ullmann, Präsident des Fluglärmforums Süd und Zolliker Gemeindepräsident:

Wie steht das Fluglärmforum Süd zum Ja des Zürcher Kantonsrats zur Pistenverlängerung am Flughafen Zürich?

Das Fluglärmforum Süd vertritt die Interessen der Gemeinden und Städte im Süden des Flughafens in der Flughafenpolitik. Das knappe Ja des Kantonsrats nehmen wir zur Kenntnis. Für den Süden des Flughafens könnte eine Verlängerung der Piste bedeuten, dass am Abend bei schwierigen Wettersituationen markant weniger Südanflüge ge­flogen werden müssten. Bis das Zürcher Stimmvolk über die Pistenverlängerungen entscheiden kann, dürfte noch einige Zeit verstreichen. Für den Flughafen ist dies eine wichtige Abstimmung. Darum wird er sich auch überlegen, wie er diejenigen überzeugen kann, welche befürchten, dass nach dem Ausbau am Abend gleichviel oder noch mehr gestartet und gelandet wird als heute.

Die Flughafen Zürich AG versicherte mehrfach, dass durch die Pistenverlängerungen kein Kapazitätsausbau stattfinden und sich nichts an den Rahmenbedingungen des Bundes verändern wird. Dennoch zeigt sich das Fluglärmforum Süd gegenüber dieser Aussage wiederkehrend skeptisch. Woher stammt dieses Misstrauen?

Die heutige Situation ist leider für die Bevölkerung in allen Regionen um den Flughafen unbefriedigend. Am Flughafen wird nahezu täglich, insbesondere am späten Abend, das Gesetz geritzt, wenn Verspätungen abgebaut werden, welche aufgrund der Dichte des Flugplans voraussehbar sind. Das Recht der Bevölkerung auf Nachtruhe und die gesetzlich verankerte Nachtflugsperre von 23 bis 6 Uhr muss der Flughafen besser umsetzen, um das Vertrauen in die Vorlage zu stärken.

In der Medienmitteilung des Fluglärmforums Süd schlagen Sie ein Instrument vor, das sicherstellt, dass durch die Pistenverlängerung nur die Verspätungen abgebaut, die Kapazitäten aber nicht ausgebaut werden. Was stellen Sie sich darunter vor?

Pistenverlängerungen ermöglichen dem Flughafen tagsüber ein stabileres und noch sichereres An- und Abflugregime. Wenn der Flughafen diese nutzt, um tagsüber mehr ­Flüge einzuplanen und damit riskiert, dass wie heute am späten Abend dennoch Verspätungen zu Lasten der Bevölkerung rund um den Flughafen abgebaut werden müssen, dann entspricht dies einem indirekten Kapazitätsausbau. Das wäre nicht Sinn und Zweck von Pistenverlängerungen.

Die linken Parteien haben im Kantonsrat bereits diesen Montag das Referendum ergriffen – das Stimmvolk hat also das letzte Wort. Sie wünschen sich klar ein Ja. Was macht das Fluglärmforum Süd, wenn die Stimmbürgerinnen und -bürger die Vorlage ablehnen?

Die Städte und Gemeinden im ­Süden des Flughafens haben keinen direkten Einfluss auf die Vorlage und die Volksabstimmung. ­Sicher werden wir weiter öffentlich und politisch Druck machen, um den Flughafen zu mehr Verbindlichkeit zu bewegen. Denn ohne mehr Vertrauen wird ein Ja zu den Pistenverlängerungen schwierig. Ein Nein bekämen auch wir in ­Zollikon und im Zollikerberg zu spüren: Der Flughafen wächst kontinuierlich. Damit würde auch die Zahl der abendlichen Südanflüge weiter steigen. Dies gilt es mit allen Mitteln zu verhindern.

 

Sascha Ullmann, Präsident des Fluglärmforums Süd und Zolliker Gemeindepräsident. (Bild: zvg)

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Eine Antwort

  1. Das ist eine idiotische Angelegenheit. Die einzige Möglichkeit, das Problem zu beheben, wäre die Schließung von Kloten. Es wurde gebaut, als der größte Teil Zürichs aus Kühen und Feldern bestand. Außerdem will Deutschland keine Nordannäherung, was das natürlich nicht tun würde. So überfliegen die Flugzeuge hochpreisige Immobilien. Sie könnten einen Teil des Anflugs über den See mit einer breiteren Kurve bewältigen, aber das würde selbst reichere Leute verärgern.

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