Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 9. November 2023
Mit Blick auf die anstehende Dorfplatzerneuerung wird in Zumikon von den Kritikern gern die fehlende Dorfbeiz angeführt. Parallel dazu verstaubt im Gemeinschaftszentrum die Güggel-Lounge mit grosser Küche. Einer, der diese beiden Enden verknüpft, ist Matthias Rüegg. Der Freizeit-Gastronom möchte im Güggel eine Pop-Up-Beiz ins Leben rufen. Dafür braucht er Geld. Die 40 000 Franken möchte der Zumiker Unternehmer über ein Crowdfunding zusammenbringen. Heute Abend öffnet sein Fondue-Chalet auf dem Dorfplatz. Und wenn er am 23. Dezember zum letzten Mal Gäste empfängt, endet auch die Frist für Spender und Spenderinnen. Mit genügend Geld kann er loslegen: die Baubewilligung einholen, umbauen, Personal anwerben. Gelingt das Dorfprojekt, kann der Güggel im August nächsten Jahres öffnen und bis Juli 2025 grosse und kleine Gäste bewirten.
Matthias Rüegg hat dafür schon reichlich Vorarbeit geleistet. Er hat mit dem Gemeinderat gesprochen und Unterstützung erhalten. Die Gemeinde wird für den Zeitraum auf Miete verzichten. Das Gesundheitsamt hat die hygienischen Mängel in der Küche aufgelistet – und signalisiert, dass diese zu beheben seien. Auch das Timing passt: Der Caterer und der Pächter der Pizzeria hören im kommenden Sommer auf. Schon im April dieses Jahres hat sich Matthias Rüegg die Räumlichkeiten angeschaut, denn er selber kann als Fondue-Gastronom während der Umbauarbeiten auf und unter dem Dorfplatz sein Chalet nicht aufstellen. «Ich hatte während Corona schon einmal so eine lange Pause. Und ich weiss nicht, ob ich nach einer weiteren mehrjährigen Pause wieder Lust habe», erklärt er. Natürlich möchte er in der Lounge nicht nur (aber auch) Fondue und Raclette anbieten, sondern ein breites gastronomisches Angebot. Doch zuvor muss frischer Wind in den Güggel. Dass hier seinerzeit ein Fumoir beheimatet war, ist noch deutlich zu riechen. Die Ausstattung glänzt im Flair der 70er-Jahre, als Spiegelwände und brauner Teppichboden zum guten Ton gehörten. Der Renovierungsbedarf ist eigentlich gross, aber Matthias Rüegg will die Kosten so niedrig wie möglich halten. «Es wird ein Projekt für ein Jahr. Da muss es Kompromisse geben.» Immerhin hat er sich Tische und Stühle aus dem ehemaligen Restaurant «Triangel» gesichert. Insgesamt möchte er 50 Plätze im Innenbereich und 30 Plätze aussen anbieten können – einen Treffpunkt für Familien, Firmen und Vereine schaffen.
Einen Fürsprecher hat er in Thomas Epprecht gefunden. «Was ich an Matthias Rüegg so schätze, ist: Der jammert nicht. Er macht.» Der Vorsteher des Ressorts «Sicherheit und Liegenschaften» unterstreicht aber auch, dass die Pop-Up-Beiz nicht die grundsätzliche Sanierung des Gemeinschaftszentrums beeinflussen soll. Es gehe um ein gastronomisches Angebot für die Übergangszeit.
Dafür wurden auch die ehemaligen TUI-Räumlichkeiten im Erdgeschoss des Gemeindehauses inspiziert. Ein anderer Verein aus Zumikon hatte ebenfalls vorsichtiges Interesse gezeigt, dort ein Café zu eröffnen. «Da es hier noch keine Küche hat, wären Kosten von mindestens 250 000 Franken entstanden.» Eine Küche im Güggel ist vorhanden – eigentlich eine viel zu grosse mit mehreren Kühlräumen. Als diese gebaut wurde, gab es noch Pläne eines Hotels im Dorfzentrum. Für den zukünftigen Koch hat Matthias Rüegg ein besonderes Angebot: Er will zwar sechs Tage die Woche öffnen, aber während der Schulferien schliessen, was dem Koch zwölf Wochen Ferien brächte. Doch ehe es an die Personalsuche geht, muss Geld fliessen. «Ich hoffe nicht nur auf Unterstützung durch die Bevölkerung, sondern auch auf die heimischen Handwerker.» Als Dankeschön für die Spendenden gibt es – je nach Grössenordnung – Ermässigungen bis zu zehn Prozent auf sämtliche Konsumationen. Dafür müssen bis am Abend des 23. Dezember 2023 mindestens 40 000 Franken eingegangen sein. Es könnte ein schönes Weihnachtsgeschenk für das Dorf sein. Am Sonntag, 19. November, öffnet das Chalet um 11 Uhr. Dann soll das Ergebnis der Abstimmung gemeinsam begangen werden.
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Eine Antwort
Gehen Sie zu einer Bank. Auch Käse das ganze Jahr über? Das ist die beste Idee für eine internationale Dorfbevölkerung? Was für ein leeres Denken.