Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 21. September 2023
Schneewittchen war eine junge Frau. Da reichte noch ein Prinz, um sie wach zu küssen. Die Trichtenhausermühle ist nicht mehr ganz so jung, hat eher den Charme von Lachfalten. Und da muss dann eben ein Kaiser her, um sie wieder zu beleben. Ab spätestens Ende Oktober ist der «Wilde Kaiser» in dem historischen Haus zu Gast und bietet moderne österreichische Küche an – frisch und fröhlich wie man ihn kennt.
Nachdem Christian Krahnstöver mit seinem Kaiser aus der «Frohen Aussicht» in Zumikon ausziehen musste, war er auf der Suche nach einer neuen geeigneten Immobilie in der Region. Es gab Gespräche mit Zumikon und Zollikon, und es gab vor allem viele Gäste – in seinen Dependancen in Egg, im Niederdorf und im Sihlcity –, die ihn auf die Trichtenhausermühle ansprachen: ob das nicht eine neue Residenz sein könnte. Immerhin an einer belebten Strasse und doch am Waldrand. Der Gastronom zögerte. «Auf den Rat meiner Frau habe ich es mir dann doch mal angesehen. Kostet ja nichts», erinnert er sich.
Und dann ging alles ganz schnell. Bei einem Rundgang ignorierte er den Teppichboden, die Wandfarben und fokussierte auf das Potenzial der Räume. Mit der Eigentümerfamilie wurde er sich sehr schnell einig und seit drei Wochen wird umfassend renoviert. Doch die alte Dame bekommt nicht nur etwas neues Make-up und Rouge. Sie erhält eine umfassende Verjüngungskur. Schon schimmert goldene Farbe im Treppenhaus, im ersten Stock findet sich schillerndes Petrol und warmes Rot. Ein ganz besonderes Lichtkonzept innen wie aussen soll für die richtige Stimmung sorgen und dem Haus den nötigen Respekt zollen.
Die unterschiedlichen Räumlichkeiten bekommen je ihren eigenen Charakter. So soll es für jeden Besuch – ein Glas Wein oder Apéro, ein Geschäftsessen, das Abenddinner – das richtige Ambiente geben. Für die Einrichtung konnte Christian Krahnstöver, der aktiv von seiner Frau Nicole unterstützt wird, auch viel Mobiliar von seinem Sommergastspiel im Sihlcity mitnehmen. Zehn festangestellte Mitarbeiter werden sich um die Gäste kümmern. Der grosse Saal spielt in den aktuellen Plänen für die Zwischennutzung sicherlich auch eine Rolle. «Da gibt es einige denkmalgeschützte Mauern», erklärt der Österreicher. Hier kann keine Revitalisierung stattfinden, stattdessen soll der Saal erhalten und gepflegt werden.
Im Untergeschoss ist die Weinstube schon fertig eingerichtet. Natürlich hat sich der Gastgeber ein paar Besonderheiten einfallen lassen. So werden die Gäste im Aufgang nicht nur von einem roten Teppich empfangen, sondern auch von besonderen Fotos vom Romy Schneider. Weitere Popart-Kunst wird sich auf die Räume verteilen. Und damit auch jeder weiss, wer nun in der Trichtenhausermühle residiert, wird ein zwei mal zwei Meter grosses Kaiser-Antlitz von der Anhöhe Mühle leuchten. Überhaupt möchte sich Krahnstöver gar nicht nur auf das historische Haus – so gross es auch ist – beschränken. Bespielt wird natürlich auch der Garten, nicht nur im Sommer, sondern voraussichtlich auch im Winter. Auf dem Platz zwischen Gasthaus und Mühle könnte ein Christkindl-Markt stattfinden, und warum nicht auch die Mühle wieder in Gang setzen?
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Eine Antwort
Höchst vergnüglich zu lesen! Könnte man eventuell dem Kaiser vorschlagen, das eine oder andere Vegi-Menü auf die Karte zu setzen, wie es heute in den Restaurants üblich ist? Im Geeren sogar zu Metzgete-Zeiten. So kann man mit Freunden ausgehen, auch wenn die einen Fleisch und Fisch essen, die andern nicht. Das wäre grossartig!